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Big Five der Persönlichkeit – wie kann der Test Dir helfen?

Jannike Stöhr

Big Five Persönlichkeit

Das Modell der “Big Five” stammt aus der Persönlichkeitspsychologie und kategorisiert Menschen in fünf Hauptanteile ihrer Persönlichkeit. Im Englischen wird es auch als das OCEAN-Modell bezeichnet, was für die englisch-sprechenden Menschen unter uns eine gute Merkhilfe für die fünf Persönlichkeitsdimensionen ist:

  • Openness: Offenheit für Erfahrungen / Aufgeschlossenheit
  • Conscientiousness: Gewissenhaftigkeit / Perfektionismus
  • Extraversion: Geselligkeit / Extravertiertheit
  • Agreeableness: Rücksichtnahme / Kooperationsbereitschaft
  • Neuroticism: emotionale Labilität / Verletzlichkeit

Die Big Five haben eine lange Geschichte der Weiterentwicklung und Anpassung hinter sich, sodass die Beschreibungen je nach zugezogener Quelle variieren können. Damit sich die Auslegungen ebenfalls unterschiedlich. Für diese Darstellung beziehe ich mich auf Costa und McCrae (P. Borkenau & F. Ostendorf: NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa und McCrae (NEO-FFI). Manual (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe, 2008.).

Die Big Five – welche Merkmale treffen auf Dich zu?

Um herauszufinden, welche Merkmale bei Dir schwach oder stark ausgeprägt sind, kommen verschiedene Fragebögen zum Einsatz. Am häufigsten kommt das NEO-PI-R (NEO-Persönlichkeitsinventar, revidierte Fassung) zum Einsatz. Dabei werden 240 Fragen gestellt, die in der Summe eine Gewichtung der fünf Persönlichkeitsmerkmale ausgibt sowie jeweils sechs Facetten der einzelnen Merkmale. Hier geht es zu einem Online-Test.

Openness: Offenheit für neue Erfahrungen, Aufgeschlossenheit

Mit dem Faktor “Offenheit” wird das Interesse an neuen Erfahrungen und Erlebnissen sowie das Ausmaß dessen beschrieben.

Wer hohe Offenheitswerte hat, sieht sich als neugierig, oft werden Gefühle sehr deutlich wahrgenommen und sie sind experimentierfreudig. Es fällt ihnen leicht Normen zu hinterfragen und immer wieder neue Werte in Bezug auf soziale, moralische und politische Themen auszubilden.

Menschen mit niedrigen Werten beim Faktor Offenheit dagegen neigen eher zu konservativen Werten und Verhaltensweisen. Sie bleiben lieber in bekannten Gefilden und nehmen ihre Emotionen gleichbleibender und teilweise gedämpft wahr.

Conscientiousness: Gewissenhaftigkeit, Perfektionismus

Bei der “Gewissenhaftigkeit” wird der Grad an Selbstkontrolle und Zielstrebigkeit gemessen.

Personen mit hohen Werten handeln in der Regel sehr organisiert, planen genau und versuchen Aufgaben so effektiv wie möglich zu erledigen. Sie werden als sehr zuverlässig wahrgenommen und übernehmen Verantwortung.

Wer niedrige Gewissenhaftswerte aufweist, handelt weniger sorgfältig und schätzt Spontanität. Sie neigen zur Ungenauigkeit in der Ausführung.

Extraversion: Geselligkeit, Begeisterungsfähigkeit

Bei der Extraversion wird das zwischenmenschliche Verhalten beleuchtet. Dabei steht die Extraversion im Kontrast zur Introversion.

Extravertierte Menschen sind sehr gesellig und aktiv. Sie orientieren sich vorwiegend an anderen Personen, sind gesprächig und darüber hinaus empfänglich für Anregungen von anderen Menschen in ihrem Umfeld.

Introvertierte Personen sind eher zurückhaltend im sozialen Miteinander. Sie sind gerne unabhängig und können einen großen Teil ihrer Zeit gerne alleine verbringen. Introvertierte Menschen können ebenfalls aktiv sein, leben das dann jedoch häufig alleine aus und weniger in der Gesellschaft mit Gleichgesinnten.

Agreeableness: Verträglichkeit

Genau wie bei der Extraversion geht es bei der Verträglichkeit ebenfalls um den Umgang und das Miteinander mit anderen Menschen.

Wer hohe Verträglichkeitswerte hat, ist häufig für Selbstlosigkeit und Altruismus bekannt. Anderen Menschen wird mit viel Mitgefühl und Wohlwollen begegnet und Vertrauen fällt ihnen leicht. Wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, geben sie oft nach oder suchen einen Kompromiss.

Niedrige Verträglichkeitswerte sind misstrauischer und verhalten sich eher wettbewerbsorientiert als kooperativ. Sie gehen gerne in Konflikte und scheuen sich nicht vor Konfrontationen.

Neuroticism: Neurotizismus, Verletzlichkeit

Der Faktor “Neurotizismus” zeigt das Erleben negativer Emotionen auf und wird manchmal auch als emotionale Labilität bezeichnet.

Menschen mit einem hohen Neurotizismuswert erleben sich in vielen Situationen ängstlich, nervös oder angespannt. Sie erleben häufig Momente der Unsicherheit und werden verlegen. Einmal ausgelöst bleiben die Emotionen teilweise lange präsent, sodass sie dazu tendieren sich mehr Sorgen zu machen und in stressigen Situationen überzureagieren.

Wer niedrige Werte aufweist, ist eher in sich ruhend, stabil und erlebt seltener Gefühle von Unsicherheit und Verletzlichkeit.

Sind meine Big Five für mein Arbeitsleben gut oder schlecht?

Wie so viele Persönlichkeitstests, können auch die Big Five helfen, die eigenen Stärken und Veranlagungen besser zu verstehen. Wichtig ist dabei zu sagen, dass die Skala wertneutral zu verstehen ist – ein niedriger Wert ist nicht unbedingt besser oder schlechter als ein hoher Wert, sondern als Orientierungspunkt zu verstehen.

Wenn Deine Arbeit Dich stark auslaugt, obwohl Du Deine Firma und das Miteinander schätzt, könnte es sein, dass Dein Job “einfach” nicht zu Dir passt und nicht Deinen Anlagen entspricht. Beispielsweise kann eine Anstellung in der Kundenbetreuung einer wunderbaren Firma noch so schön sein; wenn sie von einer introvertierten Person besetzt ist, wird sie damit vermutlich nicht auf Dauer glücklich werden.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf den Wert Verträglichkeit legen. Im ersten Moment würden wir vermutlich besonders hohe Werte als sympathisch und “gut” bewerten. Aber gerade als weiblich sozialisierte Person ist es mir wichtig, dass eine hohe Verträglichkeit eben auch oft das Überschreiten eigener Grenzen beinhaltet. Darüber hinaus wird es in unserer aktuellen Gesellschaft nicht belohnt, sich immer zurückzunehmen. Viele Menschen lernen daher sogar gezielt weniger verträglich zu sein und sich auch einmal kompetitiv zu verhalten.

Einmal neurotisch, immer neurotisch? Wir können unsere Eigenschaften verändern

In verschiedenen Studien wurde erwiesen, dass ein gewisser Prozentsatz der Eigenschaften erblich ist. Der Anteil liegt dabei je nach Studie und Persönlichkeitsfaktor bei etwa 45-55%. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass unsere Erfahrungen und Umwelt einen ebenso großen Einfluss auf unser Abschneiden bei den Big Five haben.

Ich habe es bereits weiter oben angedeutet: in Coachings und Therapien werden häufig Strategien erarbeitet, Glaubenssätze verändert und das eigene Selbst durch Reflektion und neue Betrachtungen verändert. Dabei ist nicht selten sogar eine Änderung in den Persönlichkeitswerten ein erklärtes Ziel: “Ich möchte gelassener in Konfliktsituaionen bleiben können.” oder auch “Ich wünsche mir mehr geistige Flexibilität und möchte mich mehr trauen.” sowie “Ich möchte mich in meinem Job durchsetzen lernen und nicht mehr übersehen werden.”.

Dass wir unsere Persönlichkeitsmerkmale bewusst (in einem gewissen Rahmen) verändern können, lässt bereits vermuten, dass diese sich auch unbewusst verändern können. Tatsächlich nehmen mit steigendem Lebensalter die Kontrolliertheit und Resilienz immer weiter zu. Dies kann positiv und erwünscht sein, aber auch zu Unzufriedenheit führen.

Kritik an den Big Five: was sagt mir das Ergebnis überhaupt?

Das Modell der Big Five ist sehr gut untersucht und mit vielen Studien belegt. Einschränkend muss jedoch angebracht werden, was auf alle Persönlichkeitstests zutrifft:

  1. Die Tests beruhen in der Regel auf Selbsteinschätzung
    Wir müssen im Kopf behalten, dass wir uns bei den Big Five ebenso wie bei anderen Persönlichkeitstests selbst beurteilen. Wir haben jedoch in der Regel erst mit viel Übung einen realistischen Blick auf uns und dieser wird auch dann keine wissenschaftlich messbare Wahrheit sein. Der eigene Blick wird natürlich bei guten Fragebögen berücksichtigt, man sollte sich dennoch der Einschränkung bewusst sein.
  2. Persönlichkeiten sind so individuell wie jede einzelne Person
    Modelle sind eben das: eine Möglichkeit Annäherungen an das eigene Selbst zu finden. Sie können aber (egal wie ausführlich sie werden) niemals eine vollumfängliche Einschätzung einer Persönlichkeit abbilden. So interessant daher die Kategorisierung des Selbst ist, so vorsichtig sollten wir mit einer absoluten Identifikation mit den Ergebnissen sein.

Bei der Bewertung des eigenen Ergebnisses sollten wir diese Punkte im Kopf haben. Dann bieten die Gewichtungen der Persönlichkeitsanteile jedoch einen sehr guten Startpunkt für Dialoge mit sich selbst, für Veränderungen sowie eine größere Empathie für die eigenen Wesenszüge.

Fazit: eine tolle Unterstützung, aber nicht zu statisch sehen!

Die Big Five sind eine gute Grundlage, um sich und die eigenen Stärken besser kennenzulernen. Sieh es dennoch als einen Richtwert und versuche Dich nicht zu sehr mit den Ergebnissen zu identifizieren. Und behalte im Kopf: die Ausprägung der Ergebnisse kannst Du mit Coachings und Arbeit an Dir selbst in eine andere Richtung bewegen.

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