WORKSHOP: "Wie du im Job gesunde Grenzen setzt und kommunizierst"

Jobwechsel – Bleiben oder Gehen?

Jannike Stöhr

Jobwechsel - Mann mit Aktentasche

In fast jeder Berufslaufbahn, egal wie geradlinig, sind Jobwechsel unvermeidbar und gehören somit zum Leben dazu. Dennoch sind sie für viele Menschen mit vielen Fragen verbunden und fühlen sich häufig unsicher an. Daher ist es gar nicht selten, dass Angestellte schon längst innerlich gekündigt haben oder sehr lange in einer gedanklichen Diskussion mit sich selbst feststecken, bevor sie den Schritt eines Jobwechsel wagen.

Wann es sinnvoll sein kann, eine neue Arbeitsstelle zu suchen und welche Möglichkeiten es gibt, ohne Kündigung Veränderungen zu bewirken, zeige ich Dir in diesem Artikel.

Wann kann ein Jobwechsel sinnvoll sein?

Wenn Du diese Zeilen liest, hast Du Dir vermutlich schon Gedanken gemacht, ob Dein jetziger Job noch der richtige ist. Vielleicht tendierst Du bereits in die eine oder andere Richtung? Es gibt ein paar Kriterien, die Dir helfen können, Dir mit Deiner Entscheidung sicher zu werden. Im Folgenden möchte ich die häufigsten Probleme aufführen, die zu einem Wechsel der Arbeitsstelle führen können.

1. Konstante Überforderung oder unklare Anforderungen

Wem über einen langen Zeitraum hinweg mehr abverlangt wird, als er oder sie leisten kann, verliert immer mehr Selbstvertrauen und kann so schnell in eine Abwärtsspirale gelangen. Weniger Vertrauen in die eigene Leistung führt zu weiterer Verunsicherung und damit wieder zu schlechteren Leistungen – ein Teufelskreis!

Um diesem Kreislauf zu entgehen, kann eine Kündigung und die Suche nach einer anderen Arbeitsstelle eine gute und valide Option sein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Du in Deinem Feld bleiben möchtest und Dich lediglich nach einer anderen Arbeitsweise oder einem anderen Aufgabenbereich umsiehst.

Überlege Dir darüber hinaus, ob Dein Arbeitsfeld in einer anderen Umgebung tatsächlich anders aussehen kann. Wer sich etwa in einer Marketing-Agentur aufgrund des immerwährenden Drucks gestresst fühlt, wird in einer anderen Agentur mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein ähnliches Problem treffen. In einem in-house-Job bei einer Firma können die eigenen Fähigkeiten aber möglicherweise effektiv eingesetzt werden.

2. Unterforderung und Langeweile

Ein Job, der nicht fordert, eintönig und langweilig ist, kann genauso schlimm sein, wie ein überfordernder Arbeitsalltag. Für manche Menschen kann es sogar noch belastender sein, vor allem, wenn sie keinen Sinn in ihrer Tätigkeit und ihrem Beitrag zur Gesellschaft sehen.

An dieser Stelle kann die Frage hilfreich sein: was verursacht die Langeweile? Ist es die Tätigkeit an sich? Oder ist gar nicht das Problem, was Du tust, sondern für welches Ziel Du arbeitest? Brauchst Du für einen fordernderen Job zunächst eine Weiter- oder Fortbildung oder bist Du bereits gut gerüstet?

3. Fehlende Wertschätzung

“Nicht gestraft ist genug gelobt” ist kein Grundsatz, der in der modernen Arbeitswelt Platz hat. Auf welche Art wir alle Wertschätzung erfahren wollen, ist sehr unterschiedlich und es lohnt sich, darüber mit den Vorgesetzten zu sprechen. Manche Mitarbeitende freuen sich über regelmäßiges verbales Lob, anderen ist das geschriebene Wort lieber. Wieder andere fühlen sich besonders wertgeschätzt durch ein persönliches Geschenk zum Jahresausklang oder durch regelmäßige Feedbackgespräche, in denen die positiven Entwicklungen beleuchtet werden.

So oder so: wer sich nur wie ein Rädchen im System fühlt, wird über kurz oder lang (zurecht!) einen neuen Wirkungsort aufsuchen, in dem die Arbeit und der eigene Einsatz gesehen und wertgeschätzt wird.

4. Keine Beziehungen innerhalb der Firma

Wir können uns sicher einigen, dass wir nicht mit allen Kolleg*innen wöchentlich zum Kaffeetrinken gehen müssen und auch unsere Führungskräfte (in aller Regel) nicht unsere besten Freunde sind. Trotzdem verbringen wir einen guten Teil unserer Lebenszeit mit unserer Erwerbstätigkeit, sodass es dort ohne soziale Kontakte schnell einsam wird.

Wenn Du also gar keinen Anschluss findest, Dich nicht wohlfühlst und sich das auch nicht ändern lässt: suche Dir ein Team, in dem Du Dich auch als Mensch angenommen fühlst.

5. Die schlechte finanzielle Situation

Ganz klar: wer grundlos und längerfristig unter Wert bezahlt wird und dazu auch keine Perspektive auf Änderung sieht, tut gut daran, sich umzuorientieren. In den meisten Fällen geht mit einem Jobwechsel nämlich auch eine Gehaltserhöhung im Vergleich zur vorherigen Beschäftigung einher.

Jetzt kommt mein “aber”: Um ein paar Prozentpunkte in der Bezahlung herauszuschlagen, würde ich meinen Job nicht wechseln, wenn er mir ansonsten sehr gut gefällt, ich wertgeschätzt werde und ich meine Arbeit als sinnstiftend empfinde. Oftmals ist das Geld allerdings das Zünglein an der Waage, das die unterschwellige Unzufriedenheit verstärkt und die Motivation zum Wechseln erhöht.

Alle sieben Jahre den Job wechseln – ist das ein guter Tipp?

Ich stoße immer wieder auf die Meinung, dass ganz pauschal etwa alle sieben Jahre der Job gewechselt werden sollte. Ansonsten würde sich aufgrund eines vorhersagbaren Zyklus innerhalb einer Beschäftigung sowieso bald darauf ein Einbruch der Leistung sowie ein Desinteresse und Unzufriedenheit einstellen. Ich halte das für Unsinn.

Richtig ist, dass wir in mehr und mehr Berufsgruppen zunehmend die Möglichkeit haben, unsere Arbeitswelt nach unseren Wünschen zu gestalten. Das erhöht die Motivation innerhalb des bestehenden Jobs immer wieder neue Themen und Aufgaben zu erschließen oder Rahmenbedingungen zu verändern, wenn sich unsere Lebensumstände ändern.

Ob es gleich ein neuer Arbeitgeber, eine neue Arbeitgeberin sein soll, hängt mit dem Gestaltungsspielraum im Job zusammen sowie dem individuellen Bedürfnis nach Veränderung, Weiterentwicklung und Abwechslung.

Sprich: Eine Daumenregel für einen Jobwechsel-Rhythmus kann im Zweifel dazu führen, dass Du einen Job kündigst, den Du magst und in dem Du Perspektiven siehst.

Wäge daher lieber immer individuell ab: Wie geht es Dir in Deinem Job? Gibt es Unzufriedenheiten und lassen sich diese vielleicht auch ohne Jobwechsel lösen? Suche Dir hierzu im Zweifel Unterstützung von außen, z. B. in Form eines Coachings, um Klarheit über Deine Bedürfnisse zu bekommen und eine geeignete Strategie zu erarbeiten.

Ob ein Jobwechsel zufrieden macht, hängt auch mit der Persönlichkeit zusammen

In einer im Journal of Organizational Behavior veröffentlichten Studie wurden Angestellte und ihre Zufriedenheit in ihrem Unternehmen untersucht. Dabei wurde zwischen Arbeitnehmer*innen unterschieden, die eher unternehmensorientiert waren, sowie jenen, die eher selbstbezogene Prioritäten haben. Hierbei ging es nicht um eine Wertung der beiden Ausrichtungen, sondern um ihre unterschiedliche Zufriedenheitskurve in einem neuen Job.

Unternehmensorientierte Menschen verzeichnen eine Steigerung ihrer Zufriedenheit innerhalb des ersten Jahres in einem neuen Job und stagnieren auf einer verhältnismäßig höheren Zufriedenheit. Demgegenüber sind eher selbstbezogene Menschen anfangs sehr enthusiastisch, ihre Zufriedenheit fällt dann jedoch kontinuierlich ab und pendelt sich auf einem im Vergleich niedrigeren Zufriedenheitslevel ein. Letztere Gruppe ist eher geneigt, die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber zu wechseln oder innerhalb der aktuellen Firma in einen neuen Arbeitsbereich überzugehen. Für sie sind daher Möglichkeiten der Weiterentwicklung, neuer Aufgaben und Herausforderungen essenziell, um lange in einem Job zu verbleiben.

“Ja” zum Jobwechsel – so gelingt Dir der nächste Schritt zur beruflichen Erfüllung

Wenn Du Dich dazu entschieden hast, den Wechsel zu wagen, steht zunächst die Suche nach einem neuen Job an erster Stelle. Schaue Dir dazu auch Deine Kündigungsfrist an, um keine Überraschungen zu erleben, wenn Du bereits einen neuen Vertrag unterschrieben hast.

Tipp: wenn du Hilfe auf der Suche nach einem erfüllenden Arbeitsleben brauchst, melde Dich gerne für ein persönliches Coaching oder meinen Onlinekurs an.

Verlasse Deinen Job im Guten (wenn sie es verdient haben). Teile Deine Kündigung so zeitig wie möglich und sinnvoll mit, um ausreichend Zeit für die Suche nach einem Ersatz zu finden. Im besten Fall kannst Du die neue Kollegin oder den neuen Kollegen noch einarbeiten, bevor Du das Unternehmen verlässt.

“Nein” zum Jobwechsel – auch so lässt sich Erfüllung finden!

Vielleicht ist Dir bei der Auseinandersetzung mit den Dingen, die Dich stören, aber auch aufgefallen, dass die positiven Aspekte Deiner Arbeitsstelle überwiegen und Du lieber Anpassungen vornehmen möchtest, als ganz zu gehen. Dann hast Du auch hier einige Möglichkeiten!

Wie wäre es mit einer berufsbegleitenden Fort- oder Weiterbildung oder auch einer nebenberufliche Selbstständigkeit? So kannst Du Dir perspektivisch die Grundlage für einen Wechsel in ein anderes Feld oder eine andere Verantwortung legen und behältst gleichzeitig die Sicherheit Deines bestehenden Jobs.

Solltest Du Dich im Job gelangweilt fühlen, kann es eine Möglichkeit sein, mehr (oder andere) Aufgaben zu finden, die Du übernehmen kannst (Job Enrichment). Schaue dabei über den Tellerrand und besprich Deine Vorschläge und Wünsche mit Deinen Vorgesetzten. Sei dabei gerne kreativ und frage Dich: wie kann ich meine Fähigkeiten einsetzen, um mehr Verantwortung oder andere Themenbereiche erschließen zu können? Wie kann ich mit dem, was mich interessiert, sichtbar werden?

In großen Firmen kann auch der Wechsel in eine andere Abteilung eine gute Möglichkeit für frischen Wind sein, ohne sich dem Risiko eines vollständigen Jobwechsels auszusetzen. Vielleicht gibt es ein Team, in dem Du eine wertvolle Ergänzung sein könntest?

Fazit: Mut zum Neuen, aber auch zur Anpassung

Den Job zu wechseln, ist eine gute Möglichkeit, um die Zufriedenheit im Arbeitsleben zu erhöhen, sollte aber nicht überstürzt werden. Wie in so vielen anderen Lebenssituationen gilt: wirklich in sich zu gehen und sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen, hilft beim Abgleich mit der aktuellen Realität. So ergeben sich Handlungsoptionen, die sowohl zu Veränderungen innerhalb des jetzigen Jobs als auch zum Jobwechsel führen können.

Egal wie Deine Entscheidung ausfällt: ich wünsche Dir von Herzen viel Erfolg bei der Umsetzung und bin bei Schwierigkeiten gerne für Dich da!

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