Ich habe etwas getan, was ich nie mehr tun wollte: Die Kommentare unter Berichten über mich lesen. Seit meinem ersten Kontakt mit den zum Teil sehr negativen Kommentaren unter dem Spiegel-Online-Artikel über mein Projekt „30 Jobs in einem Jahr“, die mich damals in 2014 doch mitnahmen, lasse ich die Finger von der Kommentar-Spalte.
Nach der Veröffentlichung meines Podcasts mit dem Motivationscoach Christian Bischoff hat meine Neugier gesiegt und ich habe die Kommentare unter dem Beitrag doch gelesen. Dank guter Netiquette auf Christians Seite durfte ich mich über viel positives Feedback freuen. Ein Kommentar stach mir besonders ins Auge:
„Sie hat 80 % ihrer Geschichte erfunden“
Ein Nutzer schrieb: „Sie hat 80 % ihrer Geschichte erfunden“. Ich dachte darüber nach und musste lachen. Mein Leben klingt für jemand anderen so, als hätte ich es erfunden! Was für ein Kompliment! Der Gedanke erfüllte mich mit Dankbarkeit. Denn in der Tat fühlt sich mein Leben oft an wie ein Abenteuer. Tag für Tag erlebe ich Geschichten, von denen ich früher nur träumen konnte.
Welcher Mensch möchte ich sein?
„Früher war alles besser“ ist eine Floskel, die ich nicht verwende. Schlechter war es auch nicht, nur anders. Mein Leben war absehbar, von Routinen und Zweifeln geprägt. Es drehte sich in den immer gleichen Schleifen. Bis ich mich eines Tages fragte, welches Leben ich eigentlich führen und was für ein Mensch ich sein wollte. Und ich entschied, dass mein Leben anders sein sollte.
An diesem Punkt begann ich, mir mein Leben zu erfinden: Ich will 30 Jobs in einem Jahr testen und darüber einen Blog schreiben. Ich will die Politik erkunden und Erfahrungen im Europa-Parlament sammeln! Das wär´s! Ich will mich selbstständig machen! Und ich will wieder Jobs testen und wissen, wie sich die Arbeitswelt verändert! Der Unterschied zu früher ist lediglich, dass ich die Dinge, die ich möchte, nun in die Tat umsetze. Und wenn etwas nicht klappt, einfach einen neuen Anlauf nehme.
Wünsche zur Wirklichkeit machen
Der Duden schreibt, „erfinden“ bedeutet, „durch Forschen und Experimentieren etwas Neues hervorzubringen“. Oder aber: „sich (etwas Unwahres, Unwirkliches) auszudenken; zu fantasieren“.
Das Unwirkliche ist allerdings nur solange unwirklich, bis es wirklich – also zur Realität -wird. Und das hängt davon ab, ob ich meinen Gedanken auch Taten folgen lasse. Indem ich Vorhaben realisiere, kann ich also Kapitel um Kapitel in meinem Leben erfinden. Ich glaube, jeder hat insgeheim ein Bild oder zumindest eine Ahnung von sich und dem Leben, das er gern leben würde.
Eigene Geschichten lassen sich auch auf dem Arbeitsmarkt entwerfen. Da die Arbeitswelt immer flexibler wird, können wir uns mittlerweile sogar eigene Jobs erfinden. Die Anzahl an Menschen, die ihren eigenen Job erfunden haben, wird steigen. Working out Loud ist zum Beispiel eine Methode, die einem dabei helfen kann.
Jeder kann die eigene Lebensgeschichte erfinden
Es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Schicksalsschläge können unser Leben auf den Kopf stellen. Oftmals sind genau diese Krisen aber auch Anlass dazu, unser Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Viele Grenzen existieren nur in unserem Kopf. Ich finde, das ist eine gute Nachricht. Denn das heißt, dass wir sie selbst abreißen können. Und beginnen können, unsere eigene Lebensgeschichte zu erfinden und zu gestalten.