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Job 28 – Tischlerin

Jannike Stoehr

Der Countdown läuft: In dieser Woche starte ich in meinen drittletzten Job. Zeit sich noch einmal die Hände schmutzig zu machen und „richtig“ zu arbeiten. Dazu statte ich der ostfriesischen Tischlerei Dock Zwo einen Besuch ab. Nicht ganz ohne Bedenken betrete ich Dienstagmorgen die Werkstatt von Tischlermeister Daniel und Betriebswirt Jens. Ob ich nach meinem Praktikum noch genauso viele Finger wie vorher haben werde? Als ich Daniel meine Bedenken mitteile, streckt er mir als Antwort seinen verkürzten Daumen entgegen und lächelt. „Ein bisschen Schwund ist immer.“  Für mich werden die ganz gefährlichen Maschinen in den nächsten Tagen also Tabu sein.
Tischlerin war einer der ersten Berufe, die ich letztes Jahr auf meine Liste geschrieben hatte und einer der letzten, die ich tatsächlich teste. Nach meinem Büro-Job, bei dem ich nicht wirklich sehen konnte, was ich den ganzen Tag gemacht hatte, möchte ich jetzt einmal meine Arbeit in der Hand halten können.

Sehen, was man den ganzen Tag gemacht hat

Und das kann ich bereits am ersten Abend. Am Samstag ist ein Tag der offenen Tür geplant, für den es noch einiges vorzubereiten gibt. Daniel drückt mir nacheinander zwei Maschinen in die Hand und zeigt auf einen Stapel Holzbretter, der auf der Werkbank liegt. „Erst müssen die Bretter abgebürstet, anschließend die Kanten geflext werden “, sagt Daniel und macht mir vor, was zu tun ist. „Das sollen mal Türschilder werden. Kannst du die Maschinen überhaupt halten?“. Ich wiege die Bürstmaschine und die Flex in der Hand. Die beiden haben ordentlich Gewicht. Aber wird schon gehen. „Und vergiss nicht, dass du eine Maschine in der Hand hältst, wenn du ein neues Brett nimmst.“. Ach ja, stimmt.
Nach einer Stunde habe ich alle 24 Bretter einmal über die Bürste von links nach rechts und unter der Flex durch wieder zurück geräumt. Die Maschine kann ich mittlerweile nur noch in meiner Hand halten, wenn ich das untere Ende auf meinem Oberschenkel abstütze. Kein Wunder, dass es so wenige Tischlerinnen gibt. Nach der Frühstückspause geht es ans Lackieren. Entschuldigung ans Lasieren. Während sich die Lackierung nämlich außen auf das Holz legt und es damit auch dort schützt, dringt die Lasur in das Holz ein und schützt es von innen. Außerdem erhält eine Lasur die Struktur des Holzes und das sieht in diesem Fall sehr schön aus.

Sofas aus Segelbooten

Das wird mal eine TreppeNeben regulären Möbeln bauen die Jungs von Dock Zwo auch Sofas aus alten Segelbooten, Küchen, bauen Fenster und Türen ein und restaurieren hin und wieder auch mal ein paar Möbel. Ein paar dieser restaurierten Möbel bringen wir am Nachmittag auch direkt zurück zu ihren Eigentümern. „Wir sehen schon viel, wenn wir auf Montage sind oder Möbel ausliefern“, erzählt mir Daniel, während er seinen Bulli immer tiefer in die ostfriesische Einöde lenkt.
Auf Montage darf ich diese Woche auch. Tischler-Geselle Helge begleite ich zum Treppenstufen-Einbau. Ich bin für die Leisten zuständig, Helge für den Rest. Die Leisten werden zwischen den massiven Treppenstufen und dem Beton montiert. Hinter ihnen wird einmal die Elektrik für die Beleuchtung der Treppe verlegt werden und bei jedem Gang die Stufen vor einem erleuchten. Nicht schlecht. Ich vermesse die Leisten, säge verschiedene Winkel ab, kürze und bohre Löcher und Vertiefungen für die Schrauben. Am Abend weiß ich, was ich getan habe. Dreifacher Kalorienbedarf, Sonnenbrand in T-Shirt-Format und ausgeprägte Tiefschlafphasen bestätigen meine Annahme für diese Woche: Die Arbeit als Tischler ist hart.

Ein selbstständiger Tischler ist auch Unternehmer

Aber auch vielfältig. Ein selbstständiger Tischler arbeitet zwar auch mit Holz, darüber hinaus führt er Kundengespräche, kalkuliert Preise, führt Messungen durch und kümmert sich um sein Marketing. Dabei ist er am PC, in der Werkstatt, an der frischen Luft oder beim Kunden. Leidenschaft gehört bei Tischlern immer zweifelsfrei dazu. Wirklich lukrativ ist der Beruf nämlich nicht. „Ich liebe das Material Holz und könnte mir nicht vorstellen, mit etwas anderem zu arbeiten“, sagt Daniel, während er am Tag darauf die letzten Handgriffe an einem Holzbilderrahmen macht. Zum „Kantenbrechen“ reicht er ihn mir herüber. Im wahrsten Sinne des Wortes verpasse ich ihm den letzten Schliff.
Geschafft aber glücklich schließe ich am Freitagabend meinen achtundzwanzigsten Job ab. Auch Tischlerin werde ich nicht werden, Aber ich habe ein Auge auf die Treibholz-Garderobe geworfen, die im Ausstellungsraum steht. In meiner zukünftigen Wohnung, wo auch immer sie sein mag, würde die sich dort sicherlich gut machen.
Vielen Dank an Daniel und Jens, an Helge und an Lukas. Geschlafen habe ich ausnahmsweise mal zuhause. Und dafür danke Mama!
PS: Dock Zwo sucht Verstärkung! Bewerbungen als Tischlerin oder Tischler gern an daniel@dock-zwo.de oder jens@dock-zwo.de

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