Als ich als Auszubildende in die Arbeitswelt einstieg, war ich überzeugt davon Karriere zu machen. Mein erster Vorgesetzter gab mir am Ende meiner Zeit in seiner Abteilung vermeintlich motivierende Worte mit auf den Weg: „Sie werden es noch zu etwas bringen und einmal das Vorzimmer eines Vorstandes leiten.“ Hatte er wirklich gesagt, das Vorzimmer leiten? Meine Vorstellung sah anders aus: Ich würde selbst Chefin werden, ein Team leiten und richtig gutes Geld verdienen.
Als eine der besten schloss ich die Ausbildung ab, studierte berufsbegleitend und war schon bald Teilnehmerin eines Förderprogramms. Ich musste nicht wie die meisten meiner Klassenkameraden nach der Ausbildung in die Produktion gehen, sondern bekam gleich eine Stelle in meinem Wunschbereich. Als ich mich dort bewiesen hatte, wechselte ich ins Ausland. Eineinhalb Jahre lebte ich in Peking und verantwortete strategische Personalprojekte. Wieder zurück in Deutschland landete ich auf einem angesehenen Posten. Mein Plan Karriere zu machen nahm Formen an.
Eine Krise ließ mich beim „Karriere machen“ innehalten
Bis mir eines Tages eine persönliche Krise den Boden unter den Füßen wegzog und meine Fragestellung in Hinblick auf die Karriere veränderte. Anstatt zu fragen, was der nächstbeste Schritt für meine Karriere sein könnte, fragte ich mich nun, wie ich mein Leben im Rückblick gelebt haben will, wenn ich eines Tages auf dem Sterbebett liegen würde. Wollte ich viel gearbeitet haben? Oder viel Geld verdient haben? Wollte ich immer auf den nächsten Schritt, die nächste Beförderung, die nächste Gehaltsstufe gewartet haben?
Nein, das wollte ich nicht. Nur was sollte ich stattdessen machen? Ich hatte hunderte Ideen. Leider fielen mir tausende Gründe ein, warum jede einzelne nicht ernsthaft taugte. Ich machte ein Experiment und begleitete Menschen, die ihrer Arbeit leidenschaftlich nachgingen. Was machten sie anders? Und was trieb sie an? Was bedeutete für sie Karriere?
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Dreißig Menschen erzählten mir von ihrer Karriere
Ich erhielt Einblicke in dreißig verschiedene Jobs und dreißig verschiedene Lebenswege. Was sie gemeinsam hatten, war Kenntnis über die eigenen Stärken und Interessen. Die leidenschaftlichen Menschen wussten, was ihnen wichtig war und wofür sie jeden morgen aufstehen wollten. Ich bewunderte diese Menschen. So wollte ich mein Leben auch gelebt haben.
Von diesem Punkt an fokussierte ich mich auf das, was mir Freude bereitete. Auf das, was mir lag und das, was mir wichtig war. Meine berufliche Laufbahn führte plötzlich in eine andere Richtung. Heute, vierzehn Jahre später, stehe ich an einer ganz anderen Stelle, als ich mir in meiner Ausbildungszeit erträumt hatte. Mit meinem damaligen Verständnis von Karriere kann ich mittlerweile nur noch wenig anfangen. Ich bin meine eigene Chefin anstatt die einer Abteilung. Das Geld, das ich verdiene ist gut. Insbesondere, weil ich weiß, wofür ich mich jeden Tag einsetze. Ich durfte Seiten an mir kennenlernen, die ich mir früher nicht hätte erträumen können. Während ich in Schulzeiten noch stotterte, halte ich nun Vorträge vor über tausend Menschen. Während ich als Jugendliche davon träumte, zu schreiben, mich aber nie traute mich an einer Journalistenschule zu bewerben, betreibe ich heute meinen eigenen Blog und habe zwei Bücher veröffentlicht.
Karriere gemacht zu haben, bedeutet für mich heute, jeden morgen aufzustehen und zu wissen, wofür ich aufstehe. Nicht mehr zu warten, sondern jetzt in diesem Moment das zu tun, was mir Sinn stiftet und mich zufrieden macht.
Was bedeutet „Karriere machen“ für dich?[/et_pb_text][/et_pb_column]
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