Aus 2019 werde ich ein konsumfreies Jahr machen. Dass Konsumverzicht glücklich macht, habe ich schon einmal erlebt. Alle materiellen Konsumgüter sind deswegen dieses Jahr für mich Tabu. Ausgenommen sind Lebensmittel und Körperpflege-Produkte, die ich vor dem Kauf allerdings restlos aufgebraucht haben muss. Von allem anderen heißt es: Pfoten weg!
Warum das Ganze?
In 2013 habe ich schon einmal ein ähnliches Experiment gemacht und habe ein halbes Jahr auf den Konsum verzichtet. Ich hatte mir damals ein Konsumverhalten angewöhnt, bei dem neue Kleider ungetragen im Schrank hängen blieben. Damals wollte ich wissen, was der Konsum mit mir macht.
Konsumverzicht schafft Freizeit
Während der ersten Wochen stellte ich fest, wie programmiert ich auf das Kaufen war. Ständig spürte ich den Wunsch nach Neuem und den Impuls etwas zu kaufen. Während meines Experiments ging es für mich nach der Arbeit nun nicht mehr in die Innenstadt oder den Online-Shop. Ich war überrascht, wie viel Freizeit ich wieder hatte!
Konsumverzicht macht sensibel
Noch einen Effekt hatte mein Konsumverzicht auf mich. Mir fiel wieder auf, wo und wie oft ich Werbung ausgesetzt war. Das war wirklich erschreckend. In den Medien, auf Häuserwänden, in der U-Bahn, in meinem E-Mail-Postfach, nirgendwo ließ man mir eine werbefreie Zone. Wieso war mir das Ausmaß zuvor nicht aufgefallen? Wie sollte ich mich schützen? Ein sehr wesentlicher Schritt, um mich zu schützen, war die Bewusstmachung. Der Verzicht machte mich sensibel für die ganzen Manipulationen, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind. Ich wurde wieder Herr meines eigenen Willens.
Konsumverzicht macht schön
Wie sollte ich nur einen halbwegs guten Auftritt hinlegen, wenn ich ein halbes Jahr keine neuen Klamotten shoppen konnte? In meiner Vorstellung würde ich nach einiger Zeit in Lumpen herumlaufen und von den anderen Menschen für meine alte Kleidung verspottet werden. Das Überraschende an meinem Experiment war: Das Gegenteil war der Fall. Noch nie hatte ich so viele Komplimente bekommen. Denn anstatt zu überlegen, welches neue Teil ich kaufen sollte, dachte ich nun darüber nach, wie sich die Teile in meinem Schrank kombinieren ließen. Mit Erfolg!
Konsumverzicht ist gut für die Umwelt
Konsum verursacht Müll. In Deutschland werden jährlich allein über 1,35 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt. Konsumverzicht ist gut für die Umwelt. Während dieser Zeit fing ich wieder an, Dinge zu reparieren. Ich musste erst verzichten, um festzustellen, dass ich vieles zu schnell wegwarf, anstatt es zu kitten oder zu flicken und es dann so gut wie zuvor weiterverwenden zu können.
Konsumverzicht macht vermögend
Einen Teil meiner Auszeit für die Traumjob-Suche habe ich mir über den Konsumverzicht erspart. Erstens habe ich viel weniger Geld ausgegeben, denn selbst kleinere Ausgaben läppern sich. Und zweitens konnte ich einen vermeintlich geringeren Lebensstandard in dieser Zeit testen und mich hinterher von viel Eigentum lösen. Der Verkauf weiter Teile meines Eigentums halfen ebenfalls bei der Finanzierung meiner Auszeit.
Konsumverzicht hilft beim Umsteigen
Im Rückblick kann ich sagen, dass der Konsumverzicht mir dabei geholfen hat, umzusteigen. Das mag im ersten Moment abstrus klingen. Allerdings war er ein ganz wesentlicher Schritt in der Vorbereitung. Und zwar nicht nur finanziell. Der Konsumverzicht half mir zudem, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Mich und meine Umwelt wieder besser wahrzunehmen und damit auch meine Wünsche und Bedürfnisse. Und er half mir dabei, mich gedanklich von meinem Lebensstandard zu lösen und die Unsicherheit des fehlenden Einkommens auszuhalten.
Verzicht – der Trend in 2019
Es kommt mir so vor, als könnte 2019 das Jahr des Verzichtes werden. Mein guter Freund Philipp hat sich vorgenommen, jeden Monat auf etwas Neues zu verzichten. Aktuell trinkt er kein Tröpfchen. Mein Cousin verzichtet auf Kohlenhydrate und meine Bekannte Katja will Plastikmüll vermeiden.
Auch für mich ist in 2019 wieder einmal Zeit für einen Verzicht. Meine Einstellung zum Konsum hatte sich zwar nach dem ersten Experiment grundlegend geändert, allerdings merkte ich in letzter Zeit, wie sich neue Verhaltensweisen einschlichen. In meinem Bücherregal stehen mehr Bücher als ich lesen kann und in meinem Kleiderschrank mehr Schuhe und Kleider als ich anziehen kann. Viel wichtiger sind für mich in diesem Jahr Erlebnisse und Erfahrungen. Und Menschen, mit denen ich sie teilen kann.